In der Literatur wird die Achillesferse als Synonym für einen entscheidenden wunden Punkt verwendet. Leider ist die Achillesferse in der Tat ein wunder Punkt im Körper. Meist im Alter ab 40-50 Jahren, fangen die Probleme mit der Achillessehne an. In dem Artikel gehe ich auf die Ursachen von Achillessehnen-Probleme sowie Möglichkeiten der Behandlung und Vermeidung weiterer Störungen ein.
sterbender Achilleus mit Pfeil in der Achillessehne
CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1443008
Achilleus, der Namensgeber der Achillessehne war der Sohn der Göttin Thetis und eines menschlichen Vaters. Somit war er sterblich. Um ihren Sohn unverwundbar zu mache, tauchte Thetis ihren Sohn an einer Ferse haltend, in den Fluss Styx, welcher die Unterwelt von der Oberwelt trennt. Leider wurden diese Ferse deshalb nicht mit dem schützenden Wasser bedeckt und Achilleus blieb an dieser Stelle verwundbar. Letztendlich starb Achilleus durch einen Pfeilschuss in die Ferse.
In der Literatur wird deshalb die Achillesferse, der Stelle, an der die Mutter das Kind ins Wasser hielt, als Synonym für einen entscheidenden wunden Punkt verwendet.
Peter Paul Rubens: Thetis taucht Achilles in den Styx, 1630–35
Leider ist die Achillesferse in der Tat ein wunder Punkt im Körper.
Betrachten wir erst mal die Anatomie und die wichtige Funktion der wohl bekanntesten Sehne:
Die Achillessehne setzt an der Ferse an, und verläuft rückwertig den unteren Unterschenkel entlang, um sich auf ca. 1/3 des Unterschenkels in drei Muskeln aufzuteilen. Diese setzen dann am oberen Unterschenkel an. Der Sehnen-Muskelapparat überbrückt das Sprunggelenk und zieht die Ferse nach hinten, bzw. steckt den Fuß, sodass wir auf den Fußballen zum Stehen kommen. Wir brauchen ihn zum Laufen, Springen, Stehen … Ohne Achillessehne, sind wir ziemlich aufgeschmissen und eine Fortbewegung ist nur auf allen vieren möglich.
Sehr oft sind Schmerzen an der Achillessehne ein häufiger Konsultationsgrund beim Osteopathen. Meist im Alter ab 40-50 Jahren, fangen die Probleme mit der Achillessehne an.
Ein Grund hierfür ist, dass unsere Achillessehnen täglich Schwerstarbeit verrichten und wir ihnen teilweise dabei die Arbeit erschweren: Beim Gehen, Springen und Treppensteigen hebt eine Sehne unser ganzes Gewicht in die Höhe. Je nach Körpergewicht können das über 100kg sein. Überbelastung aber auch Durchblutungsstörungen z.B. bei Diabetes Mellitus oder Venenleiden führen dann zu einer Übersäuerung. Der Körper kapselt diese ab und es entstehen Triggerpunkte die den Muskel verkürzen.
Sitzen wir hauptsächlich und nutzen die Beine zu wenig fehlt den Sehnen die tägliche Belastung. Sie verkürzen sich und verlieren an Elastizität.
Auch Schuhe mit Absätzen führen dazu, dass die Sehnen sich mit der Zeit verkürzen und verdicken. Sie tun dies, um der Wadenmuskulatur zu helfen und sie zu entlasten. Denn durch das hohe Schuhwerk muss die Muskulatur sich ständig mehr als physiologisch vorgesehen zusammenziehen, um den Anforderungen des Gehen und Stehens gerecht zu werden.
Die Muskulatur ist umgeben von einer Faszie. Diese stabilisiert die Muskeln und hilft bei Haltearbeiten. Z.B. beim Stehen aber auch beim Gehen in der Phase, wenn der Fuß auf dem Boden steht und der andere Fuß in der Luft nach vorne bewegt wird. Wie schon berichtet, verhärten sich die Faszien unter Stress und bei Krankheiten, sodass der Muskel in seiner Faszien-Hülle nicht mehr den Platz hat, den er eigentlich benötigt. Er wirkt verkürzt, verdickt und härter - analog einem großen Kissen, das in einer zu kleinen Kissenhülle gestopft wurde.
Weitere Gründe zur Überlastung der Sehnen ist temporärer Sport oder Bewegung in einem ungewohnten Ausmaß. Bergsteigen bedarf eine flexible und elastische Sehne, da beim Steigen die Wade in der Haltephase in einem größeren Winkel zum Fuß steht als in der Ebene. Besonders gefährdet ist der typische Büromensch, der im Urlaub endlich mal seinem Bedürfnis nach Natur und Bewegung nachgehen will. Genauso warne ich vor dem in Yoga so beliebten „herabschauenden Hund“, bei dem die Achillessehne (und übrigens auch die Sehnen der Ellenbogen) öfters Schaden nimmt. Entscheidet man sich zu einem „gesünderen Leben“ und beginnt im Fitnessstudio Kurse zu belegen, sollte man dies mit einer gewissen „Laizität“ angehen und nicht versuchen, mit den Kursteilnehmern mitzuhalten, die die Kurse schon seit Jahren besuchen und an die Belastung adaptiert sind.
Was sind denn nun die pathologischen Mechanismen, warum die Sehne schmerzt und wir nur noch humpelnd durch die Welt taumeln?
Das Grundproblem ist ein verkürzter Muskel-Sehnenappart. Der Muskel ist nicht das Problem. Er ist sehr elastisch, gut durchblutet und in seiner Faszien-Hülle auch noch gut geschützt. Er bleibt in der Regel verschont. Die Schachstellen im Bewegungsspiel sind die Sehne und Knochenansätze – in diesem Fall die Achillessehne und die Fersen. Diese sind aufgrund ihrer Funktion weniger flexibel und verfügen nicht über eine extra Blutversorgung, sodass die Heilung bei Sehnen länger dauert.
Das Konstrukt aus Muskeln und Sehnen kann man mit einem intelligenten Gummi vergleichen, das zwischen der Ferse und dem Unterschenkelknochen befestigt ist. Das Gummi dehnt sich, wenn der Fuß nach vorne oben gezogen wird oder wir in die Knie gehen und zieht sich zusammen, wenn wir die Füße stecken oder auf dem Fußballen laufen. Jede Verkürzung, ob im Muskel, in der Faszie oder in der Sehne wirkt wir ein Knoten im Gummi. Diese Knoten führen dazu, dass das Gummi immer kürzer wird. Somit wird der Zug bei der Bewegung auf das Gummi immer stärker, bis Risse in der Sehne entstehen. Die Risse heilen unter Narbenbildung. Narbengewebe ist leider nicht elastisch. So verliert das „Gummi“ auch noch seine Flexibilität. Zusätzlich versucht der Körper die außergewöhnliche Belastung mit einer Verstärkung des Knochenansatzes durch Aufbau von Kollagen (Kalk) am Sehnenansatz zu verstärken. Außerdem entstehen Knochenausläufer, oberer Fersensporn und Haglund-Exostose genannt, die nun bei Bewegung die Achillessehne reizen kann, was irgendwann zu Entzündungen führt. Schmerzen und Bewegungsbeeinträchtigungen nehmen zu.
Von Hellerhoff - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=139933494
Was kann man tun, um seine Achillessehne zu schützen?
1. Ursachen für die Verkürzung eliminieren
a. Gewicht reduzieren
b. Nicht überlasten und Achillessehnen kompatiblen Sport machen (z.B. Kraft-Geräte, Fahrrad fahren, Schwimmen, Wassergymnastik)
c. die Durchblutung an der Sehne verbessern, z.B. mit durchblutungsfördernder Salbe
d. Stress abbauen und nicht zu hart mit sich selbst sein gepaart mit
e. Regelmäßige, adäquater Bewegung mit langsamer Steigerung
2. Die Strukturen verlängern
a. Osteopathische Behandlung von Faszien und Muskulatur zur Entspannung, Flexibilisierung und Verlängerung
b. Regelmäßiges Dehnen der Sehne nach Anleitung
c. Faszientraining nach Anleitung
3. Falls notwendig: Entfernung der Fersensporne
a. Stoßwellentherapie
b. Operative Entfernung
Man sollte sich bewusst machen, dass eine schmerzende Achillessehne in der Regel eine lange Vorgeschichte hat und deshalb auch nicht innerhalb von ein bis zwei Therapie-Stunden wieder „behoben“ werden kann. Ohne Umstellung von Lebensgewohnheiten und ohne das Wiedererlangen der physiologischen Länge und Elastizität des Muskel-Sehnenapparates wird sich das Thema selbst nach der Entfernung der Fersensporne über kurz oder lang wieder einstellen.
Birgit Roppelt,
Naturheilkunde & Osteopathie Rosenheim und Umgebung
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Ein toller Beitrag! Ich finde mich zu 100% wieder im Thema: Schmerzende Achillessehne!