Wozu dienen Krankheiten? Oft sehen wir Krankheiten als etwas Negatives. Haben Krankheiten auch was Gutes?
Krankheiten hindern uns, unseren normalen Alltag zu leben und unsere Ziele zu verwirklichen. Wir werden dadurch „zurückgeworfen“ und gezwungen innezuhalten. Das Alltagsrad dreht sich plötzlich viel langsamer, teilweise kommt es fast zum Stillstand und wir liegen nur noch im Bett und können uns nur noch auf uns selbst und die Schmerzen fokussieren. Später, wenn es langsam wieder besser wird, sind wir immer noch ausgebremst und lecken unsere Wunden. Teilweise dauert es lange, bis wir wieder voll auf der Höhe sind.
Also gebrauchen kann man das nicht! Oder doch? Suchen wir mal nach positiven Aspekten von Krankheiten:
Krankheiten zeigen uns, dass die Gesundheit ein sehr hohes Gut ist und wichtig für unser Wohlbefinden. Wie so oft, lernt man das Gut „Gesundheit“ erst zu schätzen und zu schützen, wenn es uns entschwindet.
Im Leid macht sich Enttäuschung über unseren schwachen Körper breit. Aber Enttäuschung hat was Positives: Es bedeutet, dass wir in einer Täuschung bezüglich unseres Gesundheitszustandes gelebt haben und diese nun aufgedeckt worden ist. Erst jetzt haben wir die Möglichkeit uns zu stärken. Außerdem wird uns eine Auszeit zum Nachdenken geschenkt – oder werden zur Auszeit gezwungen: Bin ich, mit dem was ich mache, auf dem richtigen Weg? Wohin führt mich mein alltägliches Handeln? Kann ich so weiter machen, wie bisher, oder sollte ich Dinge in meinem Leben ändern. Treibe ich Raubbau an meinem Körper?
Treten die Krankheiten vermehrt auf oder werden gar chronisch, werden wir offen für Veränderungen im Alltagsleben: z.B. kann ein drohender Diabetes oder ein Reizdarm ein Wechsel in der Ernährung bewirken: Endlich weg vom Süßen und Junk-food und hin zu frischen Lebensmitteln. Oder eine schmerzende Achillessehne kann uns von extensivem, schädigendem Sport zu einem moderaten, ressourcenschonenden Training führen. Schreibtischtäter und Bewegungsmuffel leiden oft an muskuläre Verspannungen, die oft zu Rückenschmerzen bis hin zu Bandscheibenvorfällen führen. Erst die Schmerzreize geben ihnen den Hinweis, dass regelmäßige Bewegung, Dehnung und die Kräftigung der Muskulatur „artgerecht“ und somit lebensnotwendig sind.
Ein weiterer, sehr positiver Effekt von Krankheiten ist, dass sie uns helfen, zu regenerieren. So fehlt oft der Appetit und wir fallen in eine unfreiwillige aber sehr einfach einzuhaltende „Fastenzeit“ mit all den positiven Aspekten des Fastens: Der Körper hat nun die Möglichkeit sich von innen zu reinigen und das in einer Art und Weise, die wir ihm im normalen Alltagswahnsinn nicht bieten können. Er kann Ablagerungen recyceln und umbauen.
Nicht zuletzt machen uns Krankheiten demütig und zeigen uns, dass das Leben nicht immer so perfekt abläuft, wie wir es uns vorstellen.
Wir sollten uns bewusst machen, dass unser Körper nur das Beste für uns will und uns bei Bedarf Signale aussendet, die wir leider verlernt haben zu interpretieren - Oder unsere Umwelt ist so laut, dass wir die sanften Töne nicht hören. Dann muss der Körper zu lauteren und deutlicheren Mitteln greifen, um gehört zu werden - von Unwohlsein bis hin zu einer heftigen Krankheit.
Kinder scheinen da noch einen besseren Zugang zu haben: Ich hatte neulich einen 4-jährigen Jungen in osteopathischer Behandlung. Sehr auffällig war seine undeutliche, verwaschene, kaum verständliche Sprache. Seine Mutter meinte, er könne sehr viel. Dennoch hätte sie die Kindergärtnerin angesprochen, dass er therapeutische Unterstützung bräuchte. Als ich seine Narben behandelte, die bei ihm zu Störfeldern geführt hatten und ihm erklärte, warum ich das mache, machte er mich auf eine weitere nicht sichtbare Blessur aufmerksam. Sie war an seiner Stirn, hervorgerufen durch eine scheinbar heftige Auseinandersetzung mit einem anderen Jungen. Nach der Behandlung dieser Stelle meinte er, jetzt wäre es gut. Zu meiner eigenen Überraschung war seine Sprache ab dann absolut verständlich und normal.
Der kleine Junge hat noch einen sehr guten Zugang zu seinem Körper und kannte diese Schwachstelle genau. Es war ein Glücksfall, dass er dies auch angesprochen hatte. Leider erziehen wir unsere Kinder stark zu sein und kleine oder größere körperliche Traumen nicht zu beachten, was in diesem Fall zu gravierenden Entwicklungsproblemen hätte führen können.
Mir zeigt dieses Erlebnis zweierlei:
Einmal wäre es dringend angeraten, Kinder regelmäßig beim Osteopathen vorzustellen um schlummernde Themen nicht groß werden zu lassen,
und um beim Thema zu bleiben, sollten wir uns die Fähigkeit der Kinder ihren Körper zu verstehen bei uns wieder erwecken.
Ich wünsche mir, dass wir achtsam mit unserem Körper werden und wieder die Fähigkeit erlangen, frühzeitig seine Signale zu erkennen und zu interpretieren. Das muss gelernt werden. Es bedarf Zeit, Aufmerksamkeit und falls notwendig die Bereitschaft in der Lebenshaltung etwas zu ändern. Dennoch ist es das wert. Ich bin überzeugt, dass so viele Krankheiten vermeidbar sind und wir im Alter weniger an chronischen Problemen leiden.
Birgit Roppelt,
Naturheilkunde & Osteopathie Rosenheim und Umgebung
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