Alle Welt spricht davon, dass wir die Kohlestoffverbrennung minimieren und uns alternative Energiequellen zu Nutze machen sollen. Ein Konzept, das unser Körper schon immer beherrscht: Führen wir keine Energie in Form von Nahrung zu uns, können wir sehr lange ohne den Kohlenstoff Glukose leben dank alternativer und regenerativer Energien. Gleichzeitig können wir dabei heilenden Effekte nutzen.
Noch besser als ein Hybrid-Motor im Auto, der mit zwei Energiequellen, z.B. Strom und Benzin arbeiten kann, hat auch unser Körper die Fähigkeit mit unterschiedlichen Energieträgern zu arbeiten. Generell kann er alles verbrennen, was er besitzt und woraus er besteht. Bevorzugt Glukose, dann Fett und notfalls auch das eigene Baumaterial: Eiweiß.
Im bevorzugten „Gluko-Modus“ verbrennen die Zellen zur Energiegewinnung Glukose. Leider fallen bei der Verbrennung der Glukose auch freie Radikale an, die uns schneller altern lassen.
Wenn die aufgenommene Glukose zur Neige geht, gehen die meisten die Zelle dazu über, ihr eigens dafür angelegtes Fettdepot zu verbrennen. Das ist der oft gewünschte Fettverbrennungsmodus, der zur Gewichtsabnahme führt. Nicht alle Zellarten können Fett verbrennen. Die Nervenzellen können kein Fett speichern. Und die roten Blutkörperchen besitzen keine Mitochondrien, die zur Fettverbrennung notwendig sind. Sie können nur Glukose grob spalten.
Im dritten Modus - nennen wir ihn „Keto-Modus“ – verbrennen die Zellen „Ketonkörper“. Ketonkörper entstehen während des Fettverbrennung durch die Spaltung von Fettsäuren. Als „Abfallprodukt“ werden diese ins Blut abgegeben. Sie dient vor allem den Nervenzellen als Alternative zur Glukose. Das tolle am Keto-Modus ist, dass die Ketonkörper „sauber“ verbrennen und dabei keine freie Radikale entstehen. Alle unsere Nervenzellen sind prinzipiell in der Lage, Ketone zu verbrennen. Allerdings müssen Sie die Verbrennungsart erst lernen. Solange immer genug Glukose bereitgestellt wird, brauchen die Zellen die Fähigkeit nicht. Sie entwickeln Sie erst dann, wenn die Glukose zur Neige geht. Es dauert ein paar Tage, bis die Nervenzellen im Gehirn richtig umgestellt haben. Steigt die Konzentration der Ketonkörper im Blut an, werden sie über die Niere ausgespült und sind über „Ketosticks“ im Urin nachweisbar.
Der vierte Modus ist die Glukoneogenese, was so viel wie „Glukoseneubildung“ heißt. Es ist ein Notfall-Modus. Er wird dann aktiviert, wenn der Körper in den Unterzucker fällt. In diesem Zustand ist zu wenig Glukose im Blut, sodass die Gefahr besteht, dass die Nervenzellen – incl. das alles steuernde Gehirn! und die roten Blutkörperchen nicht mehr ausreichend versorgt werden. Dann greift die Leber auf nicht so wichtige Körperstrukturen zu und wandelt das darin enthaltene Eiweiß in Glukose um. Die Leber verbrennt dabei vorwiegend alle Strukturen, die der Körper entbehren kann: Altes, nicht mehr funktionstüchtiges und Ablagerungen. Die Leber verhält sich dabei wie bei frierenden Menschen, die Mangels Brennmaterials erst mal alles aus dem Speicher in den Ofen werfen, bevor Sie die guten Holzmöbel aus dem Wohnzimmer dem Feuer opfern.
Durch unser Überangebot an kohlehydratreicher Nahrung und der ständigen Verfügbarkeit von Snacks wird die Glukose im Blut, wenn überhaupt, nur kurzfristig knapp. Dadurch haben wir unsere Zellen nicht trainiert im „Ketomodus“ zu arbeiten und unser Gehirn tut sich deshalb sehr schwer noch gut zu funktionieren, wenn das Nahrungsangebot plötzlich und kurzfristig ausfällt.
Schauen wir uns nun das Zusammenspiel dieses Energiemix an:
Essen wir ein normales Frühstück mit Semmeln, Butter, Eier, Schinken und Honig führen wir unseren Körper Kohlehydrate, Fette und Eiweiße zu. Das Eiweiß wird im Zuge der Verdauung in Aminosäuren aufgespalten und allen Zellen zur Verfügung gestellt. Diese nutzen das Eiweiß fleißig als Baumaterial. Die Kohlehydrate wandelt die Leber in Glukose um, gibt diese teilweise ins Blut ab und teilweise speichert Sie diese in ihrem eigenen Glukosespeicher für schlechtere Zeiten. Ist dieser voll, wandelt sie die KH in Fette um, die sie teilweise ins Blut abgibt oder selbst speichert. Genauso verfährt Sie mit den zugeführten Fetten. Mit der Bereitstellung von Aminosäuren, Glukose und Fetten wird auch vermehrt Insulin in das Blut abgegeben. Ein hoher Insulinspiegel ist das Signal für die Zellen, sich an den bereitgestellten Nährwerten zu laben und die Zellspeicher zu füllen. Dadurch wird sichergestellt, dass alle Zellen immer genug Vorräte haben.
Was passiert aber, wenn wir eine längere Zeitspanne abstinent bleiben und fasten? Zuerst wird die aus der Nahrung zugeführte Glukose zur Neige gehen. Die meisten Zellen bedienen sich dann ihrer gespeicherten Vorräte und schalten auf Fettverbrennung. Damit die Blut- und Nervenzellen, die sich in der Regel nur von Glukose ernähren, gewohnt weiterarbeiten können, hat die Leber die Aufgabe den Glukoselevel im Blut konstant zu halten. Sie wird zuerst Ihre gespeicherte Glukose zur Verfügung stellen. Kommt weiterhin keine neue Glukose aus der Nahrung, fängt die Leber an, das Körper-Eiweiß zur Glukoseherstellung zu nutzen. Der Körper nutzt diese Situation gleichzeitig, um aufzuräumen und alles loszuwerden, was stört. Hier haben wir dann den Heileffekt beim Fasten. Altes und nicht Funktionstüchtiges wird abgebaut. So z.B. auch Ablagerungen in unseren Adern, was eine Blutdrucksenkung zur Folge hat. Die Nutzung des körpereigenen Eiweißes, darf aber nur eine Übergangslösung sein, weil, sobald die Altlasten beseitigt sind, werden wichtigere Strukturen verbrannt. Deshalb geben die Zellen, die zwischenzeitlich auf Fettverbrennung umgeschaltet haben, ihre „Abfallprodukte“, die Ketonkörper, ins Blut ab und die Nervenzellen suchen in Ihrer DNA das Lehrbuch, wie Sie Ketonkörper verbrennen können. Innerhalb ein paar Tagen bis 2 Wochen, haben die Nervenzellen gelernt die Ketonkörper optimal zu verbrennen und die Leber wird nur noch so viel Eiweiß herstellen, wie die roten Blutkörperchen benötigen. Der Körper verbrennt jetzt hauptsächlich Fett. Der Ketomodus hat also den Vorteil, dass alte Strukturen, die den Körper behindern, abgebaut werden und Fett abgebaut wird. Außerdem werden weniger gesundheitsschädliche freie Radikale erzeugt.
Muss man immer fasten, um in den Ketomodus zu kommen? Nein! - Es reicht, wenn man die Kohlehydrate in der Nahrung beschränkt und nur so viel Eiweiß isst, dass die Leber nicht in die Versuchung gerät, aus dem zugeführten Überangebot an Eiweiß Glukose herzustellen. Man nennt diese Essensform „Ketogene Ernährung“.
Fasten und eine ketogene Ernährung kann uns helfen zu gesunden. Leider können sich die meisten nicht vorstellen, Mahlzeiten auszulassen oder gar regelmäßig zu fasten. Auf stärkehaltige Lebensmittel, Brot und Zucker zu verzichten, scheint undenkbar und unmenschlich. Man sollte aber dabei bedenken, dass wir immer noch das Genmaterial von Jäger und Sammler haben und unser Körper zu viel mehr fähig ist, als wir ihm zutrauen. Auch wenn wir gedanklich uns in höhere Sphären erheben, arbeitet unser Körper nach den über Jahrmillionen entwickelten Programmen. Die Jäger und Sammler haben sich von sehr vielen tierischen Fetten und Eiweißen ernährt. Ihre pflanzliche Nahrung war wenig stärkereich. Süße Nahrung gab es meist nur in Form von Beeren und Früchten in der Herbstzeit. Man ging zur Jagd, lebten dann eine Zeitlang vom erbeuteten Wild und feierte den guten Fang. Nach ein paar Tagen war die Beute aufgegessen und oft musste man hungern, bis die nächste Jagd erfolgreich war. Das war normal. Der Körper wechselte, je nach Bedarf ganz natürlich vom Glykose-Modus in den Fettverbrennungsmodus und Keto-Modus und reinigte sich im gleichen Zuge.
Völker, die heute sich noch so ernähren und leben, haben überraschender Weise keine Zivilisationskrankheiten. Die Menschen sind bis ins hohe Alter gesund und bringen bis kurz vor Ihrem Tod ihren Beitrag für die Gesellschaft.
Wir haben uns mit unserer Industrie-Nahrung und unserer Lebensweise so sehr von unserer natürlichen Nahrung entfernt. Wir leben nur noch im Glukose-Modus und bauen ständig auf. Wir sind gleich einer Wohnung, in der jeden Tag neue Dinge geliefert werden, aber der Wohnungseigentümer sich nie von etwas trennt. So einen Menschen nennt man „Messi“. Wir sind, was unser Körper betrifft, alle Messis! Das ist nicht gesund! Hinzu kommt, der Bewegungsmangel. Statt zu jagen und sammeln, sitzen wir vor dem Computer und Fernseher. Wären wir Tiere, würde der Tierschutz auf die Barrikaden gehen.
Je länger ich darüber nachdenke, komme ich zur Überzeugung, dass der eigentliche Knackpunkt in der Starre von Lebensgewohnheiten liegt. User Körper ist nicht dazu ausgelegt, nur einen Energieträger zu verbrennen, was wahrscheinlich mit ein Grund ist für den rasanten Anstieg von Fettleibigkeit und den Zivilisationskrankheiten in unserer Gesellschaft ist. „Fasten und Feiern“ als auch „Bewegung und Ruhe“ gehört zum Menschsein wie „Schlafen und Wachsein“. Der Wechsel ist wichtig! Verzichten wir auf diese von Natur aus gegebenen Rhythmen, werden wir krank.
Dennoch sollten wir realistisch sein und überlegen, wie man diese Rhythmen in dem Alltag einbringen kann, ohne sein Leben vollständig umkrempeln zu müssen oder gar auswandern zu müssen. Ich habe für mich den Ketocycle als Möglichkeit gefunden, diese Gegensätze positiv leben. Eine Möglichkeit, trotz der heutigen Lebensumstände gesund, schlank, leistungsfähig und zufrieden zu sein. Durch die intelligente Nutzung des Ketocycles, kann man zwischen den unterschiedlichen Verbrennungsmodus wechseln und trainiert so einen Körper sein volles Potential bezüglich Energiemix und Energieverbrauch auszuschöpfen.
Birgit Roppelt
Naturheilkunde und Osteopathie Rosenheim und Umgebung
💖Wenn du keinen Beitrag mehr verpassen willst, dann abonniere hier gleich meinen Blog
Comments